Glaube als Resilienzfaktor

Nachricht Osnabrück, 25. Juni 2022

Henrike Lüers kümmert sich um künftige Religionslehrkräfte

Henrike Lüers gehört zu der Generation, über die man viel im Netz findet. Die 34-jährige Pastorin kümmert sich seit März 2022 um Lehramtsstudierende mit dem Fach Evangelische Theologie an der Universität Osnabrück. „Mentorat Lehramt Evangelische Theologie“ lautet ihr offizieller Titel; finanziert wird ihre Stelle von der Landeskirche Hannovers und räumlich angedockt ist sie bei der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) in der Arndtstraße in Osnabrück.

Am 06. April 2022 führte Regionalbischof Friedrich Selter Henrike Lüers beim Gottesdienst zur Semestereröffnung in der St. Katharinenkirche in ihr neues Amt ein.

„Sie sind eine Person, die nicht einfach ‚durchmarschiert‘ ist. Sie haben ein Sondervikariat eingeschoben, gejobbt und immer wieder überlegt, wofür die Zeit reif ist. Und Sie gehen mit Themen, die Sie beschäftigen, offen um – auch wenn es persönlich wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie für junge Studierende eine authentische Ansprechpartnerin sein werden,“ betonte Regionalbischof Selter.

Von Nordhorn nach Osnabrück

Studiert hat Henrike Lüers in Münster, nach ihrer Ordination 2018 startete sie in der Evangelisch-lutherischen Christus- und Kreuzkirchengemeinde Nordhorn in ihre erste Gemeinde. Nach der dreijährigen Zeit als Gemeindepastorin auf Probe habe sie den Wunsch nach einem Wechsel verspürt. „Junge Menschen zu begleiten und sie als künftige Religionslehrer:innen über ihren Glauben sprachfähig zu machen, ist genau das, was ich machen möchte. Der Religionsunterricht ist eine wichtige Kontaktfläche, um mit Lebens- und Glaubensthemen in Berührung zu kommen. Und die Lehrer:innen sind Multiplikatoren. Viel hängt davon ab, ob und wie sie über ihren Glauben Auskunft geben können.“

Der Draht zu jungen Menschen ist da. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Simon de Vries und einem Team Ehrenamtlicher hat Henrike Lüers im Januar 2020, kurz vor Corona, die Initiative „ZwischenZeitNordhorn“ gestartet. Die Sehnsucht nach mehr Bewegung in festen Strukturen habe die Beteiligten angetrieben, erzählt sie. Die Initiative gebe Raum für neue Kommunikationsformen von Glauben und Kirche, für Spiritualität im Alltag, für Zusammenarbeit auch mit nichtkirchlichen Akteuren. „Wir haben da in fluiden Strukturen gearbeitet, angebotsbezogen, kurzfristig. Halt so, wie es für die beteiligten Partner passt. Klar, das bedeutet viel Abstimmung und Kommunikation, aber ich habe bei diesen Angeboten Menschen getroffen, mit denen ich vorher noch nie Kontakt hatte.“ Die Initiative „ZwischenZeitNordhorn“ wird vom Fonds Missionarischer Chancen der Landeskirche Hannovers unterstützt.

„Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt“

Die Corona-Krise hat die alleinerziehende Mutter eines vierjährigen Sohnes als enorm herausfordernd und anstrengend erlebt. Persönlich und beruflich. Henrike Lüers hat Videoandachten gemacht, Online-Meditationen, einen Podcast. Sie habe dabei ihren Glauben als Resilienzfaktor erfahren, sagt sie. Dieses Potential will sie auch anderen aufzeigen und dafür Räume eröffnen.

„Gerade in letzter Zeit ist mir die Bedeutung meines Ordinationsspruches noch einmal anders bewusst geworden. Er hat etwas unglaublich Entlastendes: ‚Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.‘ (Mk 9,23). Das heißt für mich: Ich darf auch abgeben.“

Henrike Lüers produziert für das digitale Format BASIS:KIRCHE des evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen (ekn) spirituelle Workouts. Ganz analog ist sie jetzt in Osnabrück unterwegs und freut sich auf das Stadtleben. „Osnabrück ist für mich die coole Schwester von Münster. Nicht so rausgeputzt.“ In das Sommersemester startet sie mit dem Angebot „Spiritualität und Bewegung“. Anfang Mai geht es auf den Piesberg, wandernd Ballast abwerfen mit dem Vers „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid!“ (Mt 11,28). Und auch Yoga wird es geben, versichert die junge Pastorin. Im Saal der ESG oder in geeigneten Gemeinderäumen.